Systemwandel

Wirtschaftssystem Donut?!

Ein süßes Leben für alle braucht Grenzen für die Wirtschaft!

Angesichts der Herausforderungen durch die Klimakrise stellen sich viele Menschen die Frage: Wie können wir nachhaltig wirtschaften? Eine Wirtschaftsweise, die endloses Wachstum bei endlichen Ressourcen voraussetzt, scheint langfristig keine gute Möglichkeit zu sein. Denn: Die aktuelle Wirtschaftsweise hat dazu geführt, dass wir sechs von neun planetaren Belastbarkeitsgrenzen im Jahr 2023 überschritten haben. Planetare Belastbarkeitsgrenzen – das sind neun globale Prozesse, die 30 Wissenschaftler*innen für einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit identifiziert haben.

Das Modell der planetaren Belastbarkeitsgrenzen. Quelle: Richardson et al. (2023)

Die Belastbarkeitsgrenzen sind:

  1. Klimawandel (Erderwärmung): Grenze überschritten
  2. Überladung mit neuartigen Substanzen (z. B. Plastik und Pestizide): Grenze überschritten
  3. Abbau der Ozonschicht, die Lebewesen vor UV-Strahlung schützt
  4. Aerosolbelastung der Atmosphäre/Luftverschmutzung (z. B. durch Ruß)
  5. Versauerung der Ozeane (ausgelöst durch hohe Kohlenstoffdioxid-Werte in der Atmosphäre)
  6. Störung der biogeochemischen Kreisläufe (Stickstoff und Phosphor): Grenze überschritten
  7. Veränderung in Süßwassersystemen: Grenze überschritten
  8. Veränderung der Landnutzung (Waldrodung für landwirtschaftliche Nutzflächen): Grenze überschritten
  9. Veränderung in der Integrität der Biosphäre (Artenvielfalt): Grenze überschritten

Nicht nur die ökologischen Auswirkungen unseres Wirtschaftssystem sind verheerend. Auch auf sozialer Ebene fördert unser aktuelles Wirtschaftssystem unfaire Handelspraktiken, Ausbeutung und eine immer weiter wachsende Schere zwischen Arm und Reich. Denn unser Wirtschaftssystem bevorteilt vor allem profitorientierte Unternehmen und Unternehmer*innen: Ausbeutung und Unterbezahlung von Arbeiter*innen ist „kostengünstig“ und daher gewinnmaximierend. Das Ausmaß der Ungerechtigkeit wird im Ungleichheitsbericht von OXFAM deutlich: Während die fünf reichsten Männer der Welt ihr Vermögen in den vergangenen vier Jahren auf 869 Milliarden US-Dollar verdoppelt haben, haben die ärmsten 60 Prozent der Menschheit 20 Milliarden US-Dollar verloren. Diese soziale Ungleichheit findet sich auch in kolonialen Kontinuitäten wieder: Die großen Vermögen sowie die monetär wertvollen Verarbeitungsschritte liegen meist in Ländern des Globalen Nordens, während Armut und gefährliche sowie schlecht entlohnte Arbeit im Globalen Süden bleiben.
Die Ungerechtigkeit in diesem System wird in der Kombination der Bereiche deutlich: Nicht nur profitieren die Menschen im Globalen Süden deutlich weniger, sie sind auch stärker von Umweltverschmutzungen und den Folgen der Klimakrise betroffen.

Donut-Ökonomie

Wie kann also ein nachhaltigeres und sozial gerechteres Wirtschaftssystem aussehen? Die britische Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth hat dafür die „Donut-Ökonomie“ entwickelt. Dieses Konzept setzt Wirtschaft Grenzen: einerseits die planetaren Belastbarkeitsgrenzen nach außen, die nicht überschritten werden dürfen. Und auf der anderen Seite die sozialen Grenzen, die nicht unterschritten werden dürfen (z. B. sicherer Zugang zu Wasser, soziale Gerechtigkeit, Gesundheitsversorgung und politische Teilhabe). Der Donut zeigt den sicheren Spielraum für die Wirtschaft, begrenzt durch die beiden genannten Bereiche. Das klingt weniger radikal als es tatsächlich ist: Der Kern dieses Wirtschaftssystem ist die Befriedigung der basalen ökologischen und sozialen Bedürfnisse der Menschheit und nicht (wie normalerweise in Volkswirtschaften üblich) ein kontinuierliches Wachstum des Bruttoinlandsproduktes. Es steht also das Wohlergehen der Menschheit und nicht das Wirtschaftswachstum im Mittelpunkt.

Klingt theoretisch gut, aber praktisch kaum umsetzbar? Die Stadt Amsterdam macht es vor: Sie nutzte 2020 die Corona-Krise für einen wirtschaftlichen Neuanfang und hat sich von Wirtschaftswissenschaftlerin Raworth beraten lassen. Das Ergebnis: hohe Zielsetzungen wie etwa 20 Prozent weniger Konsum der Verwaltungen und städtischen Betriebe, Senkung des Verbrauchs von Materialien und Reduktion von Lebensmittelverschwendung jeweils um 50 Prozent. So will Amsterdam bis 2030 die CO2-Emissionen um 60 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Insbesondere im Bereich Wohnen will Amsterdam neu denken: Es sollen 40.000 Gebäude mit klimapositiver Energiebilanz und aus recycelten Materialien entstehen, die gemeinschaftlich genutzt werden. Auch weitere Städte ziehen nach: in Deutschland haben zum Beispiel die Städte Krefeld und Bad Nauheim an einer Studie teilgenommen, wie die Donut-Ökonomie als Methode für wirkungsorientierte Transformation genutzt werden kann.

Interesse geweckt? CIR-Referentin Theresa Haschke bietet Vorträge und Workshops zum Thema an. Zum Beispiel auch in Kombination mit der ausleihbaren Wanderausstellung „Genug für alle – Wirtschaftswandel wagen“!

Foto: Maren Kuiter

Auflösung des Suchsels auf den cibaria-Brottüten

Hier sind die 10 gesuchten Wörter markiert

Die gesuchten Wörter zum Thema alternative Wirtschaftsformen sind:

  • Transformation
  • Gemeinwohl
  • Postwachstum
  • Agrarwende
  • Systemwandel
  • solidarisch
  • teilen
  • nachhaltig
  • fair
  • sozial

Vielen Dank an cibaria BioVollkornBäckerei in Münster für die freundliche Unterstützung bei der Brottütenaktion! Schon gewusst? Die cibaria denkt Wirtschaft jetzt schon anders und ist gemeinwohlbilanziert. Damit zeigt sie: auch Unternehmen können ihr Handeln gemeinwohlorientiert ausrichten!

Materialien zum Thema Systemwandel

Foto: Maren Kuiter

Ich bin für Ihre Fragen da:

Theresa Haschke
Referentin für sozial-ökologische Transformation
haschkenoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-0