Brasilien ist in den vergangenen Jahren zu einem der größten Agrarexporteure der Welt aufgestiegen. Mit dem Wachstum der Großplantagen für Exportwaren wie Soja, Orangen und Zuckerrohr wächst auch die Konzentration des Landbesitzes. Auf der anderen Seite schrumpfen die Anbauflächen für den Eigenbedarf an Grundnahrungsmitteln, wie etwa Reis, Bohnen und Maniok. Diese Verschiebung wirkt sich negativ auf die Menschen und die Umwelt aus. Denn der exzessive Anbau von Monokulturen bedeutet einen intensiven Einsatz von Agrarchemikalien.
Seit 2008 ist Brasilien der größte Verbraucher von Agrarchemikalien der Welt. Rund 20 Prozent aller Agrarchemikalien werden in Brasilien gekauft.
Dem brasilianischen Gesundheitsministerium wurden von 2008 bis 2014 mehr als 25.000 Pestizid-Vergiftungen gemeldet. Das entspricht einem Durchschnitt von 3.125 Vergiftungen pro Jahr oder acht Vergiftungen am Tag. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher. Die offizielle Zahl deckt möglicherweise nur zwei Prozent der tatsächlichen Fälle ab. An den Folgen einer Pestizidvergiftung sterben im Schnitt jährlich 148 Menschen.
Oder anders ausgedrückt: Alle zweieinhalb Tage gibt es in der brasilianischen Landwirtschaft einen Todesfall aufgrund von Agrarchemikalien.
Vor zwei Jahren waren es noch 17. Damit hat sich die Zahl jener Pestizide, die in der EU verboten, aber in Brasilien erlaubt sind, von 2015 bis 2017 fast verdoppelt.
Die Kontamination wirkt sich nicht nur direkt auf die Landarbeiter aus. Sie betrifft auch einen Großteil der Menschen, die in der Nähe der Anbauflächen leben. Das Versprühen von Pestiziden mit Flugzeugen ist immer noch erlaubt. Im Hauptanbaugebiet, im Bundesstaat São Paulo, gehört das Sprühen aus der Luft zur zweithäufigsten Anwendung von Pestiziden.
Von den 116 Agrarchemikalien, die für den Orangenanbau in Brasilien zugelassen sind, sind 33 in der europäischen Union verboten.
Die erlaubten Grenzen für Pestizidrückstände auf Lebensmitteln beziehungsweise im Wasser sind in Brasilien viel höher als in der Europäischen Union. Ein Beispiel ist Acephat. Es ist das drittwichtigste Pestizid in Brasilien. Seit 1994 ist es in Deutschland nicht mehr zugelassen. Seit 2003 ist die Anwendung in der EU verboten. In Brasilien dürfen auf Orangen zwanzigmal höhere Acephat-Rückstände nachgewiesen werden, als in der Europäischen Union. Ein weiteres Beispiel ist das meistverkaufte Pestizid Brasiliens – Glyphosat. Dessen erlaubte Rückstände im brasilianischen Trinkwasser liegen 5.000 mal höher als in der EU. Folglich sind von Agrarchemikalien nicht nur unmittelbar die Landarbeiter vor Ort betroffen, sondern auch indirekt die Konsumenten in Brasilien, aber auch in der EU.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
dusch @ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800
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