Kleidung

Schritt für Schritt für saubere Kleidung

Die Einhaltung von Arbeitsrechten in den weltweiten Nähfabriken erfordert starke Akteure vor Ort. Und Unternehmen, die soziale Standards in ihren Einkaufspraxis berücksichtigen. Die CIR dreht an beiden Stellschrauben. Mit Erfolgen, die in die Zukunft wirken.

Nach der Gründung der internationalen Clean Clothes Campaign (CCC) in den Niederlanden 1989, wurde 1996 in Deutschland die Kampagne für Saubere Kleidung ins Leben gerufen. Die CIR gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Für die CIR kam der Hauptanstoß zur Gründung aus dem globalen Süden. CIR-Partner*innen aus Mittelamerika hatten uns auf die neu entstandenen Nähfabriken und die skandalösen Arbeitsbedingungen hingewiesen. Und den Bezug zu den Auftraggebern wie Adidas oder Puma aus Deutschland hergestellt.
Im Mittelpunkt: Süd-Nord-Beziehungen
Schon damals gab es diese „Süd- Nord-Brücke“, die noch immer unsere Herangehensweise und globale Arbeitsteilung bestimmt: Gemeinsam mit den anderen CCC-Mitstreiter*innen haben wir die Markenfirmen in Europa im Blick. Erst wenn diese ihre Einkaufspraxis ändern, können sich die Bedingungen in den Produktionsländern Asiens und Lateinamerikas verbessern. Durch Dialog und öffentlichen Druck, den viele Menschen in Deutschland seit Jahren engagiert aufrechterhalten, appellieren wir an die Verantwortung der Bekleidungsunternehmen.
Gleichzeitig stärken wir unsere Partner*innen in Mittelamerika. Zum einen, damit sie die Zustände in den Fabriken untersuchen können – eine wichtige Grundlage für die Kampagnenarbeit im Norden. Und zum anderen, damit sie am institutionellen Rahmen feilen können. Sie arbeiten Vorlagen für bessere Arbeitsgesetze aus, fordern mehr Inspektionen durch Arbeitsministerien, schaffen Datengrundlagen, schulen Arbeiter*innen und stehen ihnen im Konfliktfall zur Seite. Diese Kombination birgt den Erfolg.
Erfolgsgeschichten: Mindestlohnerhöhung in El Salvador
Ein bemerkenswerter Erfolg war Ende 2016 die Erhöhung des staatlichen Mindestlohns in El Salvador von 210 auf fast 300 US-Dollar. Dies stellte eine Anhebung um 40 Prozent dar; nach Jahrzehnten der Stagnation oder Minimalerhöhungen, die kaum die Inflation ausgleichen konnten.
Möglich wurde dies vor allem durch den unermüdlichen Einsatz zwei langjähriger CIR-Partnerorganisationen: Zum einen durch die kontinuierliche Sammlung und Aufbereitung von Lohn-Daten durch das arbeitsrechtliche Forschungsinstitut Equipo de Investigación Laboral (EIL). Es erstellte eine Vielzahl von Studien zu Lohnhöhen, Warenkörben und Kaufkraft für ganz Mittelamerika. Daten, die die Regierungen so nicht bereitstellten. Der zweite wichtige Schritt war die Wahl von Marta Zaldaña, Generalsekretärin der Gewerkschaft FEASIES, in die dreigliedrige Mindestlohnkommission El Salvadors. Darin sitzen Vertreter*innen der Regierung, der Industrie und der Gewerkschaften. Dank der Absprachen unter den Gewerkschaften wurden endlich einmal progressiv-linke Kräfte in dieses wichtige Amt gewählt. Im Dezember 2016 kam es durch die Gewerkschafter*innen und die linken Regierungsvertreter*innen erstmalig zu einem Votum gegen die Unternehmen und für eine Lohnerhöhung. Begleitet wurde das Ganze von Demonstrationen auf der Straße, die die Erhöhung einforderten, nachdem die Industrie die Lohnkommission unter Protest verlasen hatte.
Sicherlich nicht ohne Einfluss auf diesen Prozess war die kontinuierliche Unterstützung seitens der CIR von FEASIES und EIL, die eine strukturelle Stärkung beider Organisationen ermöglichte. Zusätzlich läuft seit 2015 ein großes Projekt zur Stärkung der Arbeitnehmer*innenrechte in den Maquilas El Salvadors, welches die CIR beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung beantragt hat. So wird kontinuierlich mehr Raum geschaffen – physisch wie auch gesetzlich – für die Arbeitsrechte und somit auch für die Arbeit unserer Partnerorganisationen vor Ort.
FWF – ein Meilenstein für Arbeitsrechte
Nach Jahren des Drucks auf namhafte Bekleidungsunternehmen wie Adidas und Co. kamen Anfang der 2000er Jahre immer wieder Unternehmen auf die CIR und die CCC zu, die ihrer Unternehmensverantwortung gerecht werden wollten. Richtungsweisend wurde das Pilotprojekt mit Hessnatur, das die CIR federführend koordinierte. Am Ende stand die Mitgliedschaft von Hessnatur als erstes Mitglied der Fair Wear Foundation (FWF) außerhalb der Niederlande. Die FWF ist eine Multistakeholder-Initiative für Arbeitsrechte in der Bekleidungsindustrie, in der Unternehmen, Gewerkschaften und Zivilgesellschaft gleichberechtigt entscheiden. Arbeitsweisen und Einschätzungen der FWF genießen daher hohe Glaubwürdigkeit. Die CCC sieht die FWF als weitreichendste Option für Unternehmen an, wenn diese bereit sind, sich transparent kontrollieren zu lassen und ihre Einkaufspolitik zu ändern. Nach unserer Outdoor-Kampagne 2009/2010 trat eine Vielzahl von Outdoor-Unternehmen in die Fair Wear Foundation ein, darunter der Marktführer Jack Wolfskin. Mittlerweile hat die FWF über 85 Mitgliedsunternehmen, die 130 Marken repräsentieren. Waren es bisher eher Mitglieder aus dem höherpreisigen Marktsegment, erfolgte mit dem Beitritt von Takko 2011 auch hier eine Zeitenwende: Saubere Kleidung – so die Botschaft – muss nicht teuer sein.
Gemeinsam auf dem richtigen Weg
All dies stärkt die Forderungen der Arbeiter*innen in den weltweiten Nähfabriken. Im Idealfall stoßen sie dabei auf Unternehmen, die ihre Forderungen als berechtigt anerkennen und sich um die Verwirklichung der Arbeitsrechte bemühen. Noch ist dies die Ausnahme. Aber mit der Stärkung der Akteure vor Ort – wie hier in El Salvador – und dem stetigen Zuwachs bei der Fair Wear Foundation wird die Wahrscheinlichkeit größer.

Ein Artikel aus:

Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für Lebensmittel, Siegel, Supermärkte, Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 – 41723800