24. September 2020
Im Web-Seminar „Palmöl – auf Kosten anderer“ am 17. September 2020 haben die CIR-Referent*innen, externe Expert*innen und Teilnehmer*innen sich mit den negativen menschenrechtlichen und umweltbezogenen Folgen der Palmöl-Produktion beschäftigt.
Hier finden Interessierte eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte sowie Video-Mitschnitte der Beiträge von Eva Kiene, Pressesprecherin und zentrale Ansprechpartnerin für das Thema Palmöl bei Rapunzel Naturkost, Thorsten Moll, CIR-Referent für Landwirtschaft, und Christian Wimberger, CIR-Referent für Unternehmensverantwortung. Der Beitrag von Sozialwissenschaftlerin Simona Yagenova, die von Guatemala aus am Web-Seminar teilgenommen hat, ist in Textform zusammengefasst. Zudem steht für spanischsprechende Interessierte ihre Präsentation zur Verfügung.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen unseres Web-Seminars!
Thorsten Moll, Referent für Landwirtschaft bei der CIR, stellte die Studie „Der deutsche Rohstoffhunger“ vor. Er ging auf die vielseitige Verwendung von Palmöl ein und zeigte auf, wie Palmöl aus Guatemala auf den deutschen Markt gelangt.
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Die guatemaltekische Sozialwissenschaftlerin Simona Yagenova von der Lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften (FLACSO) und der CIR-Partnerorganisation Colectivo Madre Selva ging in ihrem Impulsvortrag auf die strukturellen Wurzeln der Menschenrechtsverletzungen und der Umweltzerstörung bei der Palmölproduktion ein. Der Palmöl-Sektor Guatemalas – der fünftgrößte weltweit – beruht, so Simona Yagenova, auf einer Kapitalanhäufung durch den Raub von Ressourcen sowie Gewalt und Umweltzerstörung. Die Plantagen werden ihr zufolge von einer kleinen Gruppe von Familien und Unternehmern betrieben, die der traditionellen Oligarchie angehören. Sie machen sich die historische Unsicherheit der Landrechte indigener und bäuerlicher Gemeinden zu Nutze, um sich Ländereien illegal anzueignen.
Zudem privatisieren sie laut Simona Yagenova das Wasser und verursachen immer wieder schwerwiegende Umweltkatastrophen. Das Unternehmen Reforestación de Palma de Petén leitete z. B. 2015 das hochgiftige Insektizid Malathion in den Fluss La Pasión, woraufhin nicht nur Fische und andere Tiere massenhaft verendeten. Auch die Lebensgrundlagen der indigenen Gemeinschaften wurden zerstört und viele Menschen erkrankten. Die Expansion der Palmen drängt massiv die Ökosysteme und die Mais-Anbauflächen zurück, die der Versorgung der Indigenen dienen und zentrale kulturelle Funktionen erfüllen. Ihrer Ländereien und Lebensgrundlagen beraubt, bleibt den Menschen nicht viel mehr übrig, als auf den Plantagen unter ausbeuterischen Bedingungen zu schuften. Aktivist*innen, die sich gegen die rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur zur Wehr setzen, sehen sich laut der Forscherin drastischen Formen der Verfolgung ausgesetzt, die von der Kriminalisierung bis zu Morden reichen.
Simona Yagenova zufolge führt der Druck von Importeuren im Ausland dazu, dass einige Plantagenbetreiber*innen beginnen, Sozial- und Umweltstandards ansatzweise umzusetzen. Es sei aber nötig, dass alle ausländischen Unternehmen die Einhaltung der Standards einfordern und die Produktion überwachen.
Lesen Sie hier die Powerpoint-Präsentation der Referentin auf Spanisch.
Eva Kiene vom Bio-Lebensmittelhersteller Rapunzel Naturkost erklärte, warum das Unternehmen Palmöl verwendet. Sie stellte die Nachhaltigkeitsbemühungen und Zertifizierungen von Rapunzel dar.
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Christian Wimberger, Referent für Unternehmensverantwortung bei der CIR, skizzierte die Anforderungen eines ambitionierten Lieferkettengesetzes. Er zeigte auf, welche Kernelemente ein Lieferkettengesetz beinhalten muss, damit es zu positiven Veränderungen in Palmöl-Lieferketten führen kann.
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Simona Yagenova ging in ihrem Schlusskommentar der Frage nach, ob Zertifizierungen und ein Lieferkettengesetz zu Verbesserungen in der Palmöl-Produktion in Guatemala führen könnten. Wir geben hier einige Ausschnitte wieder.
„Wir sehen eine starke Verbindung zwischen einer Angehörigen der Maya Quechí, die von der Palmölproduktion betroffen ist, und Konsument*innen in Deutschland, die ein fertiges Produkt kaufen.“
„Die Monokulturen – nicht nur der Ölpalmen, sondern auch Zuckerrohrplantagen – stellen eine große Gefahr für die Ökosysteme der Welt dar.“
„Die Palmölproduktion in Guatemala zeigt: Freiwillige Normen sind völlig unzureichend, damit Unternehmen schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verhindern. (…) Die Unternehmen nutzen die Schlupflöcher und die Staaten setzen sich auch nicht für eine Einhaltung der Menschenrechte ein. Ich finde deshalb die Initiative Lieferkettengesetz, aber auch die Debatten auf der Ebene der EU und der Vereinten Nationen zu verbindlichen Regulierungen, sehr interessant.“
„Es ist sehr wichtig, dass die Unternehmen, die die Standards in ihren Lieferketten nicht einhalten und so Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen mitverursachen, zur Verantwortung gezogen werden. Ich finde es wichtig, dass Opfer von Menschenrechtsverletzungen in Deutschland vor Gericht gehen können, damit sie eine Entschädigung bekommen. Ich wünsche deshalb der Initiative Lieferkettengesetz viel Erfolg!“
Ich bin für Ihre Fragen da:
Thorsten Moll
Referent für Landwirtschaft, Klimagerechtigkeit, arbeitende Kinder
moll @ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-22
Ich bin für Ihre Fragen da:
Christian Wimberger
Referent für Bergbau, öffentliche Beschaffung, Guatemala
wimberger @ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-21
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