21. Januar 2021
Migration ist eines der drängendsten Probleme in Zentralamerika. Immer wieder machen sich tausende Menschen, insbesondere aus dem sogenannten „Triangulo Norte“, auf den Weg in den Norden. Als Karawanen legen sie zu Fuß hunderte Kilometer zurück. Doch nicht immer erreichen sie ihr Ziel – die Grenze zwischen Mexiko und den USA.
Die Menschen fliehen aufgrund prekärer Lebensbedingungen, vor ökonomischer Armut, Perspektivlosigkeit und den hohen Gewaltraten in ihren Ländern, die ihre Ursache wiederum unter anderem in jahrzehntelangen Bürgerkriegen haben. In jüngerer Vergangenheit wurde zudem die Rolle, die der Klimawandel spielt, immer evidenter. Dürren und Wetterextreme wie immer häufiger auftretende Tropenstürme führen zu Ernteausfällen und der Zerstörung der Lebensgrundlage vieler Menschen.
Im Herbst 2018 erhielt die erste große „Caravana de Migrantes“ weltweit mediale Aufmerksamkeit. Seitdem kam es immer wieder zu neuen Karawanen. Auch die Corona-Pandemie hat diese Form der Migrationsbewegung nicht gestoppt. Dass Tausende Menschen trotz der erhöhten Infektionsgefahr, trotz des erschwerten Grenzübertritts, trotz abgeriegelter Herbergen und gleichbleibend geringer Chancen auf Asyl in den USA die Entscheidung treffen, den beschwerlichen Fußweg gen Norden anzutreten, zeigt, wie groß ihre Not sein muss.
Während sich immer wieder tausende Menschen zur Migration gezwungen sehen, werden die Bedingungen, unter denen diese stattfindet, immer härter. Migrant*innen berichten davon, dass sie auf ihrem Weg Opfer von Raub und Erpressung werden, vor allem durch Vertreter*innen von Migrationsbehörden sowie der Polizei. Ein besonders entsetzliches Beispiel für die Gewalt an Migrant*innen lieferte der Fund von 19 Leichen, der im Januar 2021 in einem ausgebrannten Geländewagen im Nordosten Mexikos gemacht wurde. Es handelte sich vor allem um Menschen aus Guatemala, die auf dem Weg in die USA waren und ermordet wurden. Kurz darauf wurden 12 Polizist*innen unter Mordverdacht festgenommen. Dies ist auch einer der Gründe dafür, dass die Migrant*innen sich in Form von Karawanen zusammenschließen: Von der großen Gruppe erhoffen sie sich Schutz vor ebensolchen Übergriffen.
Hinzu kommt, dass insbesondere unter der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump die Migrationspolitik, die auch unter seinen Vorgängern stets auf Abschreckung setzte, noch einmal wesentlich restriktiver geworden ist. Den traurigen Höhepunkt erreichte diese Politik darin, dass Kinder an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten systematisch von ihren Eltern getrennt wurden. Menschenrechtsorganisationen sprechen von Folter, da diese Praxis bei Kindern und Erwachsenen zu schweren Traumata führt.
Aber auch die zynischen Abkommen der Vereinigten Staaten mit den Ländern Mittelamerikas, nach denen Guatemala, Honduras und El Salvador zu sicheren Drittstaaten erklärt wurden, zeigen Wirkung: Die Menschen, die sich in Honduras in der Hoffnung auf ein besseres Leben auf den Weg machen, werden bereits in Guatemala von der Polizei gestoppt, teilweise unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken. Dabei stellt die Rückkehr in ihre Länder für viele Migrant*innen keine Option zu dar. Sie fürchten sich davor, ermordet zu werden oder ihre Familien in Gefahr zu bringen.
An den Ursachen für Migration in Mittel- und Südamerika ändert sich durch eine restriktivere Politik natürlich nichts. Solange die strukturellen sozio-ökonomischen Probleme nicht gelöst werden, werden sich auch weiterhin Migrant*innen auf den Weg Richtung Norden machen. Die Ankündigung des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Joe Biden, Anfang des Jahres 2021, diese Ursache adressieren zu wollen, macht zumindest etwas Hoffnung.
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Ich bin für Ihre Fragen da:
Thorsten Moll
Referent für Landwirtschaft, Klimagerechtigkeit, arbeitende Kinder
moll @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-22
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