Honduras gehört weltweit zu den Ländern, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Zusammen mit neun Journalist*innen aus Deutschland und Osteuropa im Projekt „Game On! Don’t let climate change end the game“ haben wir eine Medienreise durch das Land unternommen. Das Ziel: Klimaungerechtigkeiten aufzeigen, Klimaforderungen des Globalen Südens weitertragen. Unsere honduranische Partnerorganisation „Centro de Desarrollo Humano“ (CDH) hat die Reise mit uns organisiert.
Sechs Tage, viele unterschiedliche Orte und Menschen, die von den Auswirkungen der Klimakrise erzählen. Extremwetterereignisse wie schwere Regenfälle, die durch die Erderhitzung zunehmen, nehmen den Menschen ihre Lebensgrundlagen. Wir stellen hier Geschichten aus diesen Orten vor:
„Mit dieser Reise geben wir den Zahlen zur Klimakrise ein Gesicht“, sagt Lisa Kirtz, CIR-Referentin für Klimagerechtigkeit. „Dadurch rückt die Klimakrise, aber auch Mittelamerika als betroffene Region in der öffentlichen Wahrnehmung näher – in ganzen sieben EU-Staaten!“
Delmis Yanira Amaya Ordoñez, Cedeño
Delmis lebt mit ihren vier Kindern und ihrem Mann in einem Holzhäuschen, das auf Stelzen steht.
„Ich muss jeden Tag Sand wegschaufeln, weil die Wellen ihn unter unser Häuschen drücken. Ich lebe da mit meinen Kindern, davon sind zwei noch klein. Gestern Nacht beispielsweise konnte ich kaum schlafen. Die Flutwellen machen mir eine Höllenangst. Wenn sie kommen, rennen wir.“
Sie hat aufgelistet, was sie bräuchte, um sich ein neues Häuschen außerhalb der Gefahrenzone zu bauen. Das kann sich die Familie nicht leisten, vor allem seitdem Delmis‘ Mann kaum noch Fische fängt.
Roxana Galvéz, 49, Colonia Guillen
Roxana hatte gerade ihr Haus abbezahlt, als es vom Erdrutsch so stark beschädigt wurde, dass es nun unbewohnbar ist. Sie ist studierte Rechtsanwältin, verdient aber zu wenig für den Lebensunterhalt, da ihre Klienten sie nicht gut bezahlen können. Außerdem kümmert sie sich um ihre Eltern, die beide unter Krankheiten leiden. Ihr Vater hat sich beim Erdrutsch zudem schwer verletzt. Nun leben sie und ihre Verwandten in Mietwohnungen.
„Stellen Sie sich vor, jemand sagt Ihnen: Sie müssen aus Ihrem Haus raus. Und Sie können nirgends hin. Wir wissen nicht, wovon wir die Miete zahlen können. Wir müssen teilweise teure Kredite aufnehmen, und während wir versuchen sie abzubezahlen, kommt schon die nächste Monatsmiete. Und dann muss ich ja noch sehen, wovon ich meine Kinder ernähre.“
Augustina Mejía, 64, Zazagua
Augustina und ihr Mann wollten ihr Grundstück nicht an die Wasserkraftfirma verkaufen. Schlussendlich wurde die Familie ausgetrickst: Die Firma zahlte ihnen zunächst eine – zu geringe – Entschädigung für ihr Grundstück, verlangte das Geld aber nach Jahren zurück und verklagt Augustina nun sogar.
„Anstatt mir das Geld zu geben, haben sie es mir weggenommen. Das ist der Groll, den ich gegen diese schamlosen Menschen hege.“
Omar Gastrón, 58, La Reina
Omar und seine beiden erwachsenen Kinder haben ihre Häsuer beim Erdrutsch verloren. Ihnen wurde ein Haus in einer neuen Siedlung im Tal versprochen. Seit drei Jahren warten sie darauf.
„Wir treiben uns immer noch umher, nach drei Jahren, stellen Sie sich das vor. Zum Klimawandel möchte ich sagen: Ich hätte gerne, dass die Mächtigem dem ein Ende setzen. Denn sehen Sie, was gerade jetzt mit dieser Gemeinschaft hier passiert. Und wie geht es erst weiter? Die Natur fordert ihren Tribut für das, was man ihr antut.“
Dunia Rodríguez, 39, La Lima
Dunia hat schon einige Hurrikane miterlebt. Nach den Überflutungen durch Eta und Iota im Jahr 2020 hat sie ihr Hab und Gut in einem Baum verstaut – zur Vorbereitung auf die nächsten Überflutungen. Trotz allem versucht Dunia, weiterhin froh zu sein.
„Mein Haus wurde mir weggerissen… Ich stand vor dem Nichts, es hat all die Mühe gekostet, die man sich als armer Mensch macht, weil man nicht die Mittel hat, ein Haus aufzubauen. Ich hatte sechs Jahre gebraucht, um mein Haus zu bauen. Es ist sehr schwierig, wieder bei null anzufangen. Selbst jetzt lebe ich nur unter einem Dach aus Holz- und Blechresten, die ich gefunden habe, weil es kein Budget gibt, um es aus richtigem Material zu bauen. Gott sei Dank leben wir noch, wir werden die materiellen Dinge zurückgewinnen. Es hat uns viel gekostet, aber wir lieben unsere Gemeinde und wir überleben. Und wir wissen, dass die Stürme kommen werden, aber wir sind hier.“
Ich bin für Ihre Fragen da:
Lisa Kirtz
Referentin für Klimagerechtigkeit
kirtz @ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-49
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