Während wir hier in Europa oft Homeoffice und Kurzarbeit mit der Pandemie verbinden, können die Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie in anderen Teilen der Welt davon nur träumen. Viele von ihnen mussten Lohnkürzungen und sogar Entlassungen in Kauf nehmen oder monatelang auf ihr Gehalt warten. Und das obwohl die Gesetze der Länder, in denen sie arbeiten, dies teils in der Theorie verbieten. Wenn Fabriken geschlossen wurden, wie zum Beispiel Industrias Florenzi in El Salvador, einem ehemaligen Zulieferer von Puma und Barco Uniforms, bekamen die Arbeiter*innen ohne Vorwarnung mitgeteilt, dass sie von einem auf den anderen Tag ihren Job verlieren würden. Pleite gegangene Unternehmen zahlten in vielen Fällen zudem die ausstehenden Löhne nicht mehr. Schätzungen zufolge wurde den in der Textilbranche Beschäftigten in El Salvador seit Ausbruch der Pandemie um die 7,5 Mio. Dollar an Löhnen vorenthalten.
Durch die Lohnausfälle, die sich mit Covid-19 in die Bekleidungsindustrie eingeschlichen haben, wird eines deutlich: Es ist problematisch, dass viele Unternehmen ihre Zulieferkette im Detail nicht gut genug kennen, als dass sie Menschenrechtsverletzungen rechtzeitig erkennen, geschweige denn gegen sie vorgehen könnten. Zudem ist die Einhaltung solcher Standards oft reine „Policy-Angelegenheit“ und noch keine tatsächliche Praxis. Mechanismen, die die Einhaltung der Leitfäden garantieren, wären hier sinnvoll.
Schon gewusst?
Laut einer Schätzung der Europäischen Umweltagentur (EEA) von 2020 kauft jede*r EU-Bürger*in im Schnitt 15 Kilogramm Textilien pro Jahr. Dies verdeutlicht, wie bedeutend der Industriesektor ist – und wie viele Menschen an der Produktion solcher Mengen an Bekleidung arbeiten müssen. Verschiedene Akteur*innen engagieren sich im Bereich Lohnabsicherung und nachhaltiges Wirtschaften in der Bekleidungsindustrie.
Die Fabrik Violet Apparel in Kambodscha, die zum Unternehmen Ramatex gehört, schuldet 1.200 Arbeiter*innen ihren Lohn plus Schadensersatz. Die Fabrik kündigte von einem auf den anderen Tag ihre Schließung an. Zu ihren größten Abnehmern zählen Nike und das britische Unternehmen Matalan. Aktuell läuft eine E-Mail-Protestaktion, mit der Nike aufgefordert wird, seinen Arbeiter*innen zu zahlen, was ihnen zusteht.
Initiativen
#goodclothesfairpay
Die goodclothesfairplay -Kampagne fordert als EU-Bürgerinitiative Gesetze über existenzsichernde Löhne für die Arbeitnehmer*innen im globalen Bekleidungssektor. Die Kampagne richtet sich gezielt an die Europäische Kommission: Diese soll per Gesetz eine Sorgfaltspflicht für Unternehmen verordnen, Maßnahmen für Existenzlöhne in ihren Lieferketten umzusetzen.
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Als Teil der Kampagne für Saubere Kleidung fordern wir schon seit Jahren die Zahlung existenzsichernder Löhne für Textilarbeiter*innen, darum unterstützen wir nun auch als Partnerorganisation die Good Clothes Fair Pay-Kampagne.
Die Clean Clothes Campaign (CCC) macht sich als Bündnis von über 230 Organisationen, darunter auch die CIR, mit der Kampagne #PayYourWorkers auf globaler Ebene für eine faire Bezahlung und würdige Arbeitsbedingungen stark.
Auch die Initiative Lieferkettengesetz fordert die Gewährleistung von Menschenrechten entlang globaler Lieferketten durch die produzierenden Unternehmen selbst. Die CIR ist Teil des Bündnisses und tritt aktiv für die Ziele der Initiative ein. Auf bundesweiter Ebene wurde das Gesetz mittlerweile verabschiedet und soll ab 2023 gelten. In anderen europäischen Ländern gibt es ähnliche Gesetze. Dies sind erste Schritte.
Das Bündnis für nachhaltige Textilien wurde vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2014 ins Leben gerufen. Das Textilbündnis schreibt sich die Einhaltung von Menschenrechten und nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahne. Aus dem Bündnis ist die CIR jedoch 2021 aufgrund ausbleibender Fortschritte ausgetreten. Den Bericht hierzu gibt es hier.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
dusch @ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800
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