Foto: Mike Mozart unter CC BY 2.0
Das Aldi-Discount-Prinzip richtete sich vor allem gegen die Supermärkte und Tante-Emma-Läden. Der Grundgedanke bestand darin, den Verkauf auf das Wesentliche zu reduzieren: keine teure Ladeneinrichtung, keine Dekoration und keine Werbung. Die Waren wurden von Paletten oder Holzregalen direkt aus den Kartons verkauft. Das Sortiment reduzierten die Brüder Karl und Theo Albrecht im Gründungsjahr 1961 auf etwa 300 Artikel: sogenannte schnelldrehende, also häufig verkaufte Grundnahrungsmittel. Es gab keine Doppelungen im Sortiment und keine leicht verderblichen Frischwaren. Das alles ersparte kostenintensive Warenpflege, Bedienung, teure Kühlmöbel und Energiekosten. Das Filialpersonal war sehr knapp bemessen, alle mussten die in der Filiale für den Verkauf wesentlichen Arbeitsschritte bewältigen können. Mit diesen Prinzipien hat sich Aldi (Abkürzung für Albrecht Diskont) zum größten Discounter entwickelt – mit über 10.000 Filialen in 18 Ländern, einem Umsatz von 62,2 Milliarden Euro und über 250.000 Angestellten.
Neben der Beschränkung der Artikelvielfalt ist die Beschaffungsstrategie ein wesentlicher Grund für die Kostenführerschaft von Aldi. Der Konzern erwirtschaftet insgesamt 95 Prozent des Umsatzes mit eigenen Handelsmarken. Zum Beispiel wird Orangensaft unter der Eigenmarke Rio d‘oro (Aldi Süd) oder Sonninger (Aldi Nord) verkauft.
Zwar verfügen Aldi Nord und Aldi Süd aufgrund der großen Mengen über eine sehr starke Einkaufsmacht gegenüber den Zulieferern, beschaffen ihre Waren aber weitgehend getrennt. Es gibt jedoch regelmäßige Treffen auf Top-Ebene und einen intensiven Austausch zwischen den einzelnen Abteilungen. Unter anderem werden Sortimentsgestaltung, Lieferantenkonditionen und Preispolitik abgestimmt. Beide verfügen über einen festen Stamm von Systemlieferanten. Die Einkaufspreise werden durch gemeinsame Verhandlungen festgelegt und von den allgemeinen Marktgegebenheiten mitbestimmt.
Für Lieferanten bedeutet die Beschaffungspraxis von Aldi einerseits einen verlässlichen Bezugsrahmen für Größe und Lieferfristen, birgt aber andererseits die Gefahr, sich vom Discounter abhängig zu machen. Vor allem wenn sie mehr als 50 Prozent ihrer Kapazitäten an die Handelskette liefern, wird es kritisch. Aldi streicht durchaus schnell einen Lieferanten. Kein Produkt bleibt im Sortiment, wenn der Absatz nicht stimmt. Von den rund 1.000 im Sortiment befindlichen Artikeln werden jährlich schätzungsweise 350 ausgewechselt oder stark verändert. Es herrscht rigorose Preiskontrolle – vom Einkauf bis zum Verkauf. Auch die Wettbewerber sind dem Preisdiktat von Aldi ausgesetzt: Senkt der Discounter den Preis, zieht die Konkurrenz mit ihren Eigenmarken im Einstiegssegment binnen weniger Stunden nach.
Beim Einkauf von Obst- und Gemüse fordert Aldi von den Erzeugern die Einhaltung der Global GAP Standards. Seit 2008 sind Aldi Nord und Süd Mitglied bei BSCI und verpflichteten zahlreiche Zulieferer ebenfalls zu diesem Schritt. Dies hat zu einer Explosion der Mitgliedszahlen bei BSCI geführt. Knapp die Hälfte der Mitglieder haben direkte oder indirekte Geschäftsbeziehungen zu Aldi. Die Verschiebung der Verantwortung auf die Lieferanten durch die Pflichtmitgliedschaft bei BSCI ist kein geeignetes Mittel, um Sozialstandards zu implementieren. Allerdings hat Aldi Süd wesentlich zur Erhöhung des Fair Trade Anteils bei Fruchtsäften in Deutschland beigetragen. Neben Fair Trade sind auch andere Label und Zertifizierungssysteme wie zum Beispiel UTZ oder Rainforest Alliance zum Einsatz gekommen, mit dem Ziel die Bedingungen der Produktion in den Erzeugerländer zu verbessern. So seien laut Aldi zum Beispiel die Saftlieferanten Mitglied bei Sure-Global-Fair (SFG). Ferner beschäftige sich der Industrieverband im Rahmen des europäischen Getränkehersteller-Verbandes AIJN Fruit Juice CSR Plattform mit Nachhaltigkeit in Saft-Wertschöpfungsketten.
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