Unternehmensverantwortung

Endlich Konsequenzen für Aurubis?

Die CIR reicht gleich zwei Lieferkettenbeschwerden gegen den Hamburger Metallkonzern Aurubis ein. Der Vorwurf: Kupferimporte aus Minen, die mit Trinkwasserverschmutzung, Gesundheitsschäden und Repressionen in Verbindung stehen. Mehr über die Hintergründe und die Forderungen der Betroffenen.

Der Abbaukrater der Mega-Mine in Panama: Auch nach der vorläufigen Schließung noch umweltschädlich. Foto: CIAM
Der Abbaukrater der Mega-Mine in Panama: Auch nach der vorläufigen Schließung noch umweltschädlich. Foto: CIAM

Nicht zum ersten Mal prangert die Romero Initiative (CIR) die Verstöße von Aurubis gegen Menschen- und Umweltrechte in dessen Lieferketten an. Auch öffentlich stand der Hamburger Metallkonzern dafür schon mehrfach in der Kritik. Seit Jahren importiert Aurubis nachweislich Kupfererz aus Minen in Panama und Mexiko, die mit Trinkwasserverschmutzung, Gesundheitsschädigungen und – in Panama – gewaltsamer Repression in Verbindung stehen. Nun hat die CIR gemeinsam mit Betroffenen sowie den beiden mexikanischen Organisationen PODER und CCRS und der panamaischen Organisation CIAM eine Lieferkettenbeschwerde und einen Hinweis beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gegen Aurubis eingereicht.

Illegaler Kupferabbau in Panama

Aurubis bezog sein Kupfererz unter anderem aus einer illegal betriebenen Mine in Panama – bereits vor Jahren wurde der Betrieb der Mine durch das Oberste Gericht für verfassungswidrig eingestuft und die Schließung der Mine angeordnet. Bei Protesten gegen den Betrieb der Mine ging die panamaische Regierung brutal und repressiv vor: Hunderte Menschen wurden durch die Polizei verletzt, etliche verhaftet. Fünf Menschen starben an Verletzungen oder Erschöpfung. In der Mine wird nun zwar kein Kupfererz mehr abgebaut, aber die Anwohnenden und Umweltorganisationen haben eine Befürchtung: Ein mit Bergbaurückständen befülltes Rückhaltebecken könnte brechen und gefährliche Schadstoffe freisetzen – und damit eine gravierende Umweltkatastrophe in der Region auslösen.

Bei Protesten gegen die Mine in Panama kam es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Foto: Cholo García
Bei Protesten gegen die Mine in Panama kam es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen. Foto: Cholo García

Gemeinden in Panama sind von Wasserverschmutzung durch die Mine betroffen. Foto: Cholo García
Gemeinden in Panama sind von Wasserverschmutzung durch die Mine betroffen. Foto: Cholo García

Umweltkatastrophe in Mexiko

In Mexiko brach 2014 das Rückhaltebecken und kontaminierte den Fluss Sonora und umliegende Gewässer mit 40.000 Kubikmeter giftigem Kupfersulfat. Mehr als zehn Jahre später belasten Schadstoffe noch immer die Umwelt und die Gesundheit der Anwohnenden. Einer staatlichen Studie zufolge haben diese noch immer hohe Schwermetall-Konzentrationen im Blut. Den betroffenen Gemeinden zufolge, in denen über 22.000 Menschen leben, sind viele Menschen krank geworden oder an den Folgen der Kontamination gestorben. Der verantwortliche Konzern Grupo México versprach als Abhilfe die Installation von 36 Wasseraufbereitungsanlagen für sauberes Trinkwasser und den Bau eines Krankenhauses. Die Maßnahmen wurden nie umgesetzt. Zum zehnten Jahrestag erinnerten die Betroffenen mit einer Mahnwache an die Katastrophe: „Zehn Jahre der Straflosigkeit und des Missbrauchs verarmter Territorien. Zehn Jahre des Ignorierens von jenen, die Gerechtigkeit fordern“, klagt Martha Velarde, Beschwerdeführerin gegen Aurubis. Martha hat selbst Schwermetalle im Blut und leidet an Leberproblemen.

Anstelle der Wiedergutmachung befüllt der Bergbaukonzern „Grupo México“ heute ein neues gigantisches Schlammbecken mit immer mehr toxischen Rückständen und gefährdet so die Sicherheit der Menschen auch weiter. Außerdem verschwendet das Unternehmen das Grundwasser und gefährdet so die Lebensgrundlage der Bäuerinnen und Bauern weiter.

Lieferketten-Beschwerdeführerin Martha Velarde prangert bei einer Protestveranstaltung die durch den Bergbau verursachte Zerstörung der Lebensgrundlagen an. Foto: PODER
Lieferketten-Beschwerdeführerin Martha Velarde prangert bei einer Protestveranstaltung die durch den Bergbau verursachte Zerstörung der Lebensgrundlagen an. Foto: PODER

Die Vereinigung der Betroffenen in Mexiko fordert: „Gesundheit für unsere Kinder!“ Foto: PODER
Die Vereinigung der Betroffenen in Mexiko fordert: „Gesundheit für unsere Kinder!“ Foto: PODER

Ein gigantisches Rückhaltebecken für Bergbaurückstände bedroht erneut Menschenleben und die Natur. Foto: PODER
Ein gigantisches Rückhaltebecken für Bergbaurückstände bedroht erneut Menschenleben und die Natur. Foto: PODER

Ohne Lieferkettengesetz geht’s nicht

Aurubis bezeichnet sich selbst als nachhaltiges Unternehmen, dessen Metalle für Windräder und Elektroautos benötigt werden und so zur grünen Transformation der Wirtschaft beitragen. Vor kurzem hat Aurubis sogar den Deutschen Nachhaltigkeitspreis erhalten. “Hinter der Auszeichnung für Aurubis steckt ein einseitiges Nachhaltigkeitsverständnis, das nur die Energiewende und Wirtschaftswachstum in Deutschland im Blick hat, aber die oft gravierenden Folgen des Rohstoffabbaus ignoriert”, sagt Christian Wimberger. Die Betroffenen und beteiligten Organisationen erwarten, dass Aurubis im Rahmen des Lieferkettengesetzes zu konkreten Verbesserungsmaßnahmen in den Abbauländern aufgefordert wird. „Die Fälle aus Mexiko und Panama bestätigen, wie dringend wir ein Lieferkettengesetz brauchen, um künftige Umweltkatastrophen zu verhindern und die Rechte von Betroffenen zu schützen“, so Wimberger.

Porträt von Christian Wimberger

Ich bin für Ihre Fragen da:

Christian Wimberger
Referent für Unternehmensverantwortung, Bergbau, öffentliche Beschaffung, Guatemala
wimbergernoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-21