Luis González, Marlen Corea und ein weiterer NGO-Vertreter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, waren auf Klima-Rundreise: Von Brüssel über Lützerath nach Münster, Berlin, Prag und Budapest – überall haben sie mit Aktivist*innen und Politiker*innen gesprochen. Die Speakers Tour ging vom 22. Oktober bis 6. November, wurde hauptsächlich von CIR-Volontärin Sina Trölenberg begleitet und ist Teil der Kampagne Game On für Klimagerechtigkeit.
„Wir merken den Klimawandel am stärksten in Form von Naturphänomenen, da diese Folgen und Auswirkungen des Klimawandels sind: Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme, die globale Erwärmung, um nur einige zu nennen. Zusätzlich zwingen diese Folgen mehr Menschen zur Migration“, sagt Marlen Corea, Umweltkoordinatorin der indigenen Lenca-Gemeinschaft in Honduras. Marlen sitzt an einem Tisch in einem gläsernen Büro in Brüssel. Ihre Gesprächspartner*innen sind zwei Mitglieder des Europäischen Parlaments: Mikuláš Peksa und Markéta Gregorová, Abgeordnete aus Tschechien, in der Grünen-Partei/Europäische Freie Allianz des Europäischen Parlaments. Tschechien hat aktuell die EU-Ratspräsidentschaft inne.
Auch eine unserer Klimabotschafter*innen aus der Game-On-Kampagne sitzt mit am Tisch: Veronika Králová aus Tschechien. Die Abgeordneten bitten unter anderem um Empfehlungen, was die EU in Bezug auf die Auswirkungen der Klimakrise auf Mittelamerika und insbesondere die dortige indigene Bevölkerung machen kann.
Marlen Corea und die beiden anderen mittelamerikanischen Gäste sind über den Atlantik gereist, um den Politiker*innen ihre Perspektive zu vermitteln. Und: Sie reisen noch weiter, denn die Politiker*innen aus dem Europäischen Parlament sind nicht die einzigen, mit denen sie sprechen: „Wir haben schon 2020 zwei Extremwetterereignisse Eta und Iota erlebt“, sagt Luis González, Klimarechtsaktivist von der CIR- Partnerorganisation UNES aus El Salvador bei einem Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten der Grünen Maria Klein-Schmeink in Münster. „Und dennoch gibt es keinen Mechanismus, mit dem die Länder des Globalen Südens für durch den Klimawandel entstandene Schäden und Verluste entschädigt werden.“
Im November 2022 fand die Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten statt. Dass bei den Themen Klimafinanzierung und Schäden und Verluste endlich gerechte, verbindliche Beschlüsse getroffen und diese umgesetzt werden, ist entscheidend auch für die Zukunft der Menschen in Honduras und El Salvador. „Wir sind diejenigen, die unsere Natur am meisten pflegen und schützen, aber wir sind auch diejenigen, die die Auswirkungen und Folgen des Klimawandels am stärksten spüren“, sagt Marlen Corea. „Die Industrieländer müssen unverzüglich ihrer Verantwortung für die klimawandelbedingten Schäden und Verluste nachkommen, die den am meisten gefährdeten Ländern entstehen. Internationale Politik und Vereinbarungen müssen jetzt umgesetzt werden und grüne Finanzmittel müssen die Menschen dort erreichen, wo sie gebraucht werden. Wenn wir es jetzt nicht tun, wer wird es dann tun und wann?“, lautet Marlens Plädoyer. Auf der COP müsse etwas passieren, fügt Luis hinzu: „Bitte, tragen Sie unsere Botschaft weiter“.
Auch mit Aktivist*innen haben die Rundreise-Gäste gesprochen. Zum Beispiel beim Halt in Lützerath. Das Dorf ist vom Braunkohle-Abbau bedroht und mittlerweile Symbol der deutschen Klimabewegung für die 1,5-Grad-Grenze. Weniger als 100 Meter von der Ortsgrenze ist die Abbaukante. Die Aktivist*innen vor Ort halten die Stellung und wollen einen Abriss durch den Energiekonzern RWE verhindern. Luis González war vom Ausmaß der Landschafts-Zerstörung erschrocken: „Bei solchen Bildern denke ich an Lateinamerika, nicht an Europa.“
Bei einer Diskussionsrunde machen er und Marlen Corea deutlich, wie wichtig es ist, den Bergbau zu bekämpfen, weil er unsere Möglichkeiten begrenzt, der Klimakrise etwas entgegenzusetzen. Auch hier betonen die Gäste aus Mittelamerika die Verantwortung des Globalen Nordens, aufgrund der hohen Treibhausgas-Emissionen Verluste und Schäden im Globalen Süden auszugleichen.
Diskutiert haben die Lützerather Aktivist*innen und die Mittelamerikaner*innen auch darüber, was die europäische Klimabewegung für die zentralamerikanische Bewegung tun kann. Wichtig war für die Speaker, Bedrohungen von Umweltverteidiger*innen hier sichtbar zu machen und Netzwerke zu stärken. Und die Feststellung: Auch wenn sich die jahrzehntelangen Kämpfe im Globalen Süden von der vergleichsweise jungen Klimabewegung in Europa unterscheiden: Jedem Umweltproblem sollte mit Widerstand und organisiertem Kampf begegnet werden – egal wo.
Ein weiterer Halt der Speakers Tour war unsere „Konferenz für eine Welt-Wirtschaft, in der wir leben wollen“. Dort hat Luis González einen Vortrag über „Globale Perspektiven auf die sozial-ökologische Transformation“ gehalten. „Die Lösungen gibt es schon, nur wollen unsere Regierungen sie nicht implementieren“, lautet seine These. „Wichtig ist es, uns klarzumachen, was wir eigentlich brauchen. Wir brauchen Nahrung – keinen Hamburger. Wir brauchen Kleidung – keine Markenklamotten. Die Nachhaltigkeit ist die Alternative zur Krise. Und die Lösungen kommen von unten.“ Als Beispiel nennt er den Goldabbau in El Salvador, wo 2017 unter anderem Gemeinden organisierten Widerstand geleistet haben, da die Wasserversorgung bedroht war.
Von Münster ging es nach Berlin, wo die Speaker Veranstaltungen mit Lateinamerikaner*innen und Lateinamerika-Interessierten besucht haben, Thema: Klimagerechtigkeit und was diese für Zentralamerika, Deutschland und die gegenseitigen Beziehungen bedeutet. Ein Treffen mit dem Auswärtigem Amt zu den Themen Klimafinanzierung und der Rolle von zivilgesellschaftlicher Beteiligung gab es ebenfalls – mit dem Ziel, sicherzustellen, dass Gelder bei denen ankommen, die sie brauchen.
In Prag hat eine Game On-Partnerorganisation ein Klimagerechtigkeitsfrühstück mit Journalist*innen und einen Runden Tisch für Aktivist*innen organisiert. In Budapest haben unsere Speaker unter anderem eine Klima-Kunstausstellung besucht. Zwischendurch war Zeit für Stadtbesichtigungen. Und wir haben Zustimmung und Kopfnicken geerntet, jedes Mal, wenn wir unser neues Video gezeigt haben.
Da unsere Speaker das G7-Treffen in Münster knapp verpasst haben, hat Lisa Kirtz, CIR-Referentin für Klimagerechtigkeit, ihre Forderungen bei einer Klimademo vor 1.500 Teilnehmer*innen laut verkündet! Und viel Applaus geerntet.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Lisa Kirtz
Referentin für Klimagerechtigkeit
kirtz @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-49
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