Bergbau

Die Tragödie von Brumadinho

Arbeits- und Umweltrechtsverletzungen brasilianischer und internationaler Unternehmen aufzudecken, ist erklärtes Ziel der investigativen Journalist*innen unserer Partnerorganisation Repórter Brasil. Marcel Gomes erläutert die Bedeutung verbindlicher Unternehmensverantwortung vor dem Hintergrund des katastrophalen Staudammbruchs in Brumadinho

11. Juni 2019

Foto: Ricardo Lanza

Der Bruch eines Staudamms des brasilianischen Bergbauunternehmens Vale in der Stadt Brumadinho in Minas Gerais tötete im Januar dieses Jahres 233 Menschen. 37 Menschen werden noch vermisst. Sie wurden ohne jegliche Vorwarnung von der gigantischen Welle giftigen Schlamms getroffen. Vale ist der weltweit größte Eisenerzexporteur und verkauft seine Produkte in alle Kontinente. Deutschland zählt zu den Abnehmerländern.

Ganze Familien wurden zerstört; Schäden an Umwelt und Wirtschaft werden noch ermittelt und berechnet. Der Schlamm bedeckte insgesamt 290 Hektar, was 70 % der Wälder ausmacht. Seine Rückstände verschmutzen nach wie vor den Fluss Paraopeba. Landwirtschaft und Wasserentnahme für die öffentliche Versorgung wurden behindert. Brumadinho, eine relativ reiche Stadt, befindet sich aufgrund der Aussetzung des Bergbaus und der Auswirkungen auf den Tourismus in einer Haushaltskrise.

Freiwilligkeit hat Grenzen

Zusätzlich zu der Verantwortung von Vale hat der Fall die Debatte über die Rolle wiederbelebt, die Lieferant*innen und Kund*innen des Unternehmens erfüllen müssen, um solche Tragödien zu verhindern. In Brasilien gibt es unzählige Fälle von Unternehmen, die trotz akuter Rechtsverletzungen Zertifizierungen und Bescheinigungen über gute Praktiken erhielten. Vale ist nur einer davon. Die Grenzen freiwilliger Unternehmensverantwortung werden immer deutlicher. Das zeigt der Staudammbruch auf tragische Weise!

Es muss daher gefeiert werden, dass immer mehr Länder die Bedeutung der verbindlichen Überwachung von Lieferketten erkennen. Einige Länder haben dazu bereits Gesetze verabschiedet. Im Falle von Deutschland wird aktuell ein Lieferkettengesetz erörtert. In der heutigen Weltwirtschaft kann eine einzige Ware aus Komponenten bestehen, die in unterschiedlichsten Ländern gefertigt wurden. Das zwingt den Gesetzgeber dazu, einen Überblick über die gesamte Lieferkette zu haben, nicht nur über einzelne Unternehmen. Verhaltenskodizes, Audits und Zertifizierungen sind Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung, können jedoch nicht eine staatliche Regulierung ersetzen.

Porträt von Christian Wimberger

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Christian Wimberger
Referent für öffentliche Beschaffung, Rohstoffe
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