Großhandel

Wenig Transparenz, noch weniger Arbeitsrechte

WeltPartner eG

Die WeltPartner eG ist die erste bundesweite Genossenschaft des fairen Handels, die Handelspartner*innen aus dem Globalen Süden, Verarbeiter*innen, Wiederverkäufer*innen und Privatkundschaft unter einem Dach vereint. Die Genossenschaft ist mittlerweile auf über 700 Mitglieder angewachsen, der Sitz befindet sich in der Stadt Ravensburg. Kooperationen bestehen mit Handelspartner*innen aus über 40 Ländern. Beliefert werden vor allem WeltlädenKantinen, Gastronomie, soziale Einrichtungen, Schulen und der Einzelhandel.  
 

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Hauptsitz: Ravensburg
Geschäftsleitung: Über 700 Genossenschaftsmitglieder
Anzahl der Mitarbeitenden: 57
Standorte in Deutschland: Ravensburg
Unternehmensumsatz: 10,6 Mio. Euro (2019/20)
Unternehmensbereiche in Deutschland: Einzelhandel, Großhandel, Lieferung, Import, Herstellung /Produktion
Sortimentsgröße insgesamt: 500 Artikel im Lebensmittelbereich; Anteil fairzertifiziert: 100 Prozent, Anteil biozertifiziert: 93 Prozent
Eigenmarken im Lebensmittelbereich: WeltPartner (Produktgruppen Kaffee, Tee, Gewürze, Feinkost, Öle, Trockenfrüchte, Nüsse und Snacks; Anteil am Gesamtverkauf: 92 Prozent) 

 

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1. Transparenz:
Die WeltPartner eG hat den Fragebogen der CIR vollständig beantwortet. Sie ist transparent im Hinblick auf Umsätze, Unternehmens-, Handels- und CSR-MaßnahmenEinen Nachhaltigkeitsbericht, der sich an den Vorgaben der GRI orientiert, veröffentlicht die Genossenschaft nicht. 

 

2. Struktur der Lieferkette im Lebensmittelbereich:
Die WeltPartner eG bezieht ihre Produkte aus 40 Ländern von 57 Direktlieferant*innen und drei Lebensmittelimporteur*innen. Handelspartner*innen sind vor allem Kooperativen und Unternehmen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die Genossenschaft gibt an, die Lieferketten komplett zurückverfolgen zu könnenAlle Produkte des Lebensmittelsortiments sind fairzertifiziert; lediglich acht Prozent des Rohrzuckers und 18 Prozent der Keksprodukte haben keine Bio-Zertifizierung.

 

3. Verhaltenskodex:
Die Genossenschaft hat ein internes Monitoring-System und einen öffentlich zugänglichen Verhaltenskodex, mit dem sie sich dem fairen und biologischen Handel verpflichtet und u.a. an den ILO-Kernarbeitsnormen und den zehn Kernprinzipien der WFTO orientiert. Nach eigenen Angaben werden die Rechte auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungendas Verbot von Diskriminierung und ausbeuterischer Kinderarbeitgesetzliche Mindestlöhne und existenzsichernde Löhne im Verhaltenskodex des Unternehmens berücksichtigt.

3.1 Kodexumsetzung im Lebensmittelbereich: Die Genossenschaft verpflichtet Partner*innen nicht zur Mitgliedschaft bei der WFTO. Dennoch sind alle Handelspartner*innen zertifiziert: entweder gemäß WFTO/ FLO (Fairtrade)/ Naturland Fair, durch ein internes MonitoringSystem (als Teil des WFTO-Zertifizierungssystems) oder ein äquivalentes System (Fair for Life). 
3.2 Kontrollen zur Einhaltung des Kodex im Lebensmittelbereich: Die WeltPartner eG überprüft die Einhaltung des Kodex durch Selbstauskünfte, unabhängige Audits, Risikoanalysen und Besuche der Partner*innen vor Ort. Zudem müssen sich WFTO-Mitglieder regelmäßigen Peer Reviews und externen Zertifizierungen unterziehen. Allen Beteiligten der Lieferkette sei es möglich, so die Genossenschaft, sich bei Menschen– und Arbeitsrechtsverletzungen direkt an die Beschwerdestelle der WFTO zu wenden. 
3.3 Mitgliedschaften in Kontroll-, Monitoring- oder Verifizierungsinitiativen: Die WeltPartner eG ist Mitglied der WFTO und von Naturland Fair.
3.4 Weitere Standards und Mitgliedschaften: Die Genossenschaft ist Teil des Forums Fairer Handel, des Weltladen Dachverbands und der Bewegung Gemeinwohl-Ökonomie. Aus Sicht der WeltPartner eG würden u.a. ein Verbot von Dumpingpreisen, ein strengeres Lieferkettengesetz in Deutschland und auf EU-Ebene sowie die Abschaffung von Agrarzöllen auf (teil)verarbeitete Lebensmittel aus dem Ausland zu einem gerechteren Wirtschaften in der Lebensmittelindustrie beitragen. 

 

4. Belieferung der öffentlichen Hand:
Landratsämter, Schulen, diverse Ministerien, wie beispielsweise das BMZ. Die öffentliche Hand wird mit Tee und Kaffee beliefert. Diese sind zu 100 Prozent fair und biozertifiziert. Die WFTO-Zertifizierung wird von der öffentlichen Hand verlangt und durch das Unternehmen vorgelegt. 

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5. Kommentar der CIR

Die WeltPartner eG hat sich mit einem zu 100 Prozent fairzertifizierten und nahezu vollständig biozertifizierten Sortiment glaubwürdig dem fairen und nachhaltigen Lebensmittelhandel verschrieben. Der Handel über direkte Zulieferunternehmen erleichtert Nachverfolgbarkeit und Kontrolle der Lieferkette.  

Durch langfristige Lieferbeziehungen sowie Zahlung eines Mindestpreises werden die negativen Auswirkungen der Beschaffungspolitik und die Abhängigkeit der Produzent*innen vom Weltmarktpreis reduziert. Der Verhaltenskodex der Genossenschaft umfasst nicht nur die ILO-Kernarbeitsnormen, sondern zusätzlich die WFTO-Standards. Er wird auch auf Zulieferunternehmen sowie Produzent*innen angewandt und umfassend anhand verschiedener Mechanismen überprüft.  

Nach Ansicht der CIR kann die Genossenschaft als Handelsunternehmen mit hohen sozialen und ökologischen Standards betrachtet werden.  

Foto: Maren Kuiter

Ich bin für Ihre Fragen da:

Merle Kamppeter
Referentin für nachhaltige Agrarlieferketten, öffentliche Beschaffung
kamppeternoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-61