Heute (16. November 2020) startet das internationale Netzwerk Clean Clothes Campaign (CCC, Kampagne für Saubere Kleidung), zu dem auch die Christliche Initiative Romero (CIR) gehört, in eine globale Aktionswoche. Es fordert von allen Bekleidungsunternehmen, Verantwortung für die Löhne der Beschäftigten in ihren Lieferketten zu übernehmen.
Aktionen von Arbeitnehmer*innen, Gewerkschafter*innen und Arbeitsrechtsinitiativen auf der ganzen Welt werden die Stimmen der Arbeiter*innen stärken, deren Löhne während der Pandemie unrechtmäßig gekürzt wurden oder die ohne Entschädigung entlassen wurden.
In einem im August veröffentlichten Bericht berechnete die Clean Clothes Campaign, dass Textilarbeiter*innen allein für die ersten drei Monate der Pandemie zwischen 3,2 und 5,8 Milliarden USD an Löhnen, gesetzlich vorgeschriebenen Boni und Entschädigungen vorenthalten wurden. Seit Juni fordert die Kampagne Marken und Einzelhändler auf, sich zu einer öffentlichen Lohnzusicherung zu verpflichten, um diese Lücke mit allen Mitteln zu schließen und sicherzustellen, dass Arbeiter*innen, die bereits vor der Pandemie Armutslöhne verdienten, nicht den Preis für diese Krise zahlen. Mehr als ein Dutzend kleinerer Marken haben bereits positiv auf den Aufruf der CCC reagiert. Es ist jetzt an der Zeit, dass andere dem Beispiel folgen, insbesondere große, einflussreiche Unternehmen wie H&M, Nike und Primark.
Ein Arbeiter in einer Nike-Zuliefererfabrik, der anonym bleiben möchte, sagte: „Für die meisten von uns ist die Pandemiesituation hart. Jetzt müssen wir eine Lohnkürzung hinnehmen, während viele von uns Raten für ihre Kredite abbezahlen müssten. Sie fragen sich vielleicht, warum wir Schulden haben? Nun, weil der Lohn nie für unsere grundlegende Bedürfnissen gereicht hat.“
In den kommenden Tagen werden an vielen Orten der ganzen Welt online und offline Arbeiter*innen, Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen auf die Situation dieser Millionen unterbezahlter Arbeiter*innen aufmerksam machen. So werden Aktivist*innen der Kampagne für Saubere Kleidung die Forderungen an die Modemarken auch in die Einkaufsstraßen Deutschlands bringen und die Botschaften dort auf verschiedene Weisen sichtbar machen.
Die Kampagne wendet sich an alle Modeunternehmen, darunter v.a. Primark, H&M und Nike. Alle drei Unternehmen haben im vergangenen Quartal wieder beträchtliche Gewinne erzielt. Der Primark-Eigentümer „Associated British Foods“ meldete Anfang November einen Gewinn von je umgerechnet 1 Milliarde Euro (vor Steuer), die H&M-Gruppe gab einen Gewinn von 2,4 Milliarden Euro für das vergangene Quartal bekannt und Nike meldete einen Nettogewinn von 1,3 Milliarden Euro und schüttete 325 Millionen Euro Dividende an die Aktionär*innen aus, was einem Anstieg von 11% gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Isabell Ullrich, Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung sagt: „Während einer Pandemie können wir keine Massenproteste organisieren, um die Hauptquartiere der Marken mit den Verletzungen in ihren Lieferketten zu konfrontieren. Wir können jedoch die Stimmen dieser Arbeiter*innen in die Einkaufsstraßen bringen, wo diese Marken und der Einzelhandel ihre Kleidung verkaufen. Diese Unternehmen machen Gewinne während sie den Beschäftigten in ihren Lieferketten seit Beginn der Pandemie selbst die üblichen, mageren Löhne vorenthalten. Jetzt, inmitten einer Welle neuer Lockdowns, ist es höchste Zeit für Marken, dafür zu sorgen, dass die Arbeiter*innen ihren vollen Lohn erhalten, um überleben zu können.“
Die CIR ist Gründungsmitglied des deutschen Ablegers der internationalen Clean Clothes Campaign (CCC). Die Kampagne für Saubere Kleidung ist ein weltweites Netzwerk, das sich für die Rechte der Arbeiter*innen in den Lieferketten der internationalen Sport- und Modeindustrie einsetzt. Gemeinsam kämpfen wir für würdige Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie weltweit. Dazu gehört für uns die Zahlung existenzsichernder Löhne und die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Dieser Kodex wurde zusammen mit Partnerorganisationen aus dem globalen Süden erarbeitet und abgestimmt. Zu den Unterzeichner*innen gehört auch die Internationale Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter-Vereinigung. Ziel der Kampagne ist es, dass große Textilhändler diesen Kodex unterschreiben und sich damit verpflichten, die darin festgelegten Arbeitsrechte bei der Produktion ihrer Kleidung zu gewährleisten, und dies von einer unabhängigen Instanz, wie der Fair Wear Foundation, überwachen zu lassen.
Fabienne Winkler, Referentin für Mode und Menschenrechte
Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen e.V. (ENS)
Tel.: 0351 – 4383 7861
E-Mail: fabienne.winkler @einewelt-sachsen.de
Isabell Ullrich
Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung Deutschland
Tel.: 01511 – 64 739 42
E-Mail: koordination @saubere-kleidung.de
Pressemitteilung als PDF
Broschüre zu Fällen von Unterbezahlung in den Lieferketten von H&M, Primark und Nike
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