01. September 2020
Die Clean Clothes Campaign, in der auch die Christliche Initiative Romero (CIR) Mitglied ist, hat untersucht, wie viel Lohnausfall Millionen von Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie im Frühjahr weltweit hinnehmen mussten. Infolge der Coronakrise wurden ihre Löhne gekürzt oder gar nicht gezahlt.
Der Bericht “Un(der)paid in the pandemic“ gibt die Befunde zwischen März und Mai wieder. Die Lohnausfälle entstanden infolge der Stornierung von Aufträgen der Modemarken, durch unbezahlten Urlaub sowie staatlich sanktionierte Lohnkürzungen. Die Studie hat Berichte von Beschäftigtenorganisationen und aus Medien ausgewertet. Sie wurde gemeinsam mit dem Worker Rights Consortium (WRC) erstellt.
Es wird geschätzt, das allein in Süd- und Südostasien die Arbeiter*innen in der Bekleidungindustrie 38% weniger Einkommen erhielten. In einigen Regionen in Indien sind es durchschnittlich sogar mehr als 50% weniger gezahlter Lohn. Wenn man diese Ergebnisse für die globale Bekleidungsindustrie außer China extrapoliert, bedeutet das einen moderat geschätzten Lohnverlust von 2.7 bis 4.9 Milliarden Euro für März, April und Mai.
Anlässlich der Veröffentlichung der Studie berichtete die Financial Times, dass Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie Asiens auf 5,1 Milliarden Euro Lohn verzichten mussten, weil Modemarken in der Pandemie ihre Aufträge stornierten, hinauszögerten oder die Bezahlung der Aufträge zurückhielten. H&M, Gap und Arcadia (Topshop) lehnten bisher eine Kommentierung der Befunde ab.
Die Covid-19-Pandemie hatte katastrophale Folgen für die Beschäftigten in der globalen Bekleidungsindustrie. Aufgrund des plötzlichen Nachfrage-Rückgangs stornierten Markenfirmen Aufträge, ohne dafür zu bezahlen. Viele Fabriken waren gezwungen, zu schließen und Arbeiter*innen massenweise zu entlassen – oft ohne Vorankündigung oder Bezahlung. Die Auswirkungen des Lohnverlusts für Millionen von Textilarbeiter*innen werden dadurch verschärft, dass sie meistens nur Armutslöhne verdienen und in Ländern mit der schwächsten sozialen Absicherung leben.
Ziel des Berichts „Un(der)paid in the pandemic“ ist es, die „Lohnlücke“, also die Bandbreite der Lohnausfälle in sieben Ländern aufzuzeigen. Die Zahlen basieren zwar nur auf groben Berechnungen, geben aber einen Hinweis auf die Summen, die es bräuchte, um die Arbeitnehmer*innen zu versorgen.
Der Bericht zielt darauf ab, die Verantwortung von Markenfirmen gegenüber den Beschäftigten in ihren Lieferketten zu verdeutlichen. Der Bericht fordert internationale Markenfirmen zu einer verbindlichen Lohnzusage auf, um die verheerende Lohnlücke zu schließen.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
dusch @ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800
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