27. Februar 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Christian Wimberger, ich spreche für die Christliche Initiative Romero und für den Dachverband Kritische Aktionäre.
Aurubis bezieht den Großteil seines Kupferkonzentrats aus Peru, Bulgarien, Chile und Brasilien.[1] Das Unternehmen legt zwar die Herkunftsländer, nicht aber die konkreten Lieferanten offen. Aurubis zieht sich dabei immer wieder auf „Wettbewerbs- und Vertragsgründe“ zurück. Man kann hier aber zumindest vermuten, dass es auch darum geht, Missstände bei den Lieferanten zu verbergen. Aufgrund dieser Intransparenz hat die Öffentlichkeit kaum eine Möglichkeit herauszufinden, ob die Lieferanten von Aurubis die Menschenrechte einhalten oder nicht.
Werden Sie in Zukunft, auch im Zuge des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte, für mehr Transparenz über Ihre Lieferketten sorgen? Werden Sie umfassende Risikoanalysen für die einzelnen Lieferanten veröffentlichen? Wenn ja: wann? Wenn nein: warum nicht?
Zivilgesellschaftliche Organisationen aus Peru berichten uns immer wieder von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen und Umweltrechtsverstößen im Umfeld von Kupferminen. Im Umkreis der Mine Tintaya etwa werden seit Jahren hohe Schwermetallgehalte im Boden und im Wasser gemessen, die nachweislich aufgrund von erfolgten Bluttests die Gesundheit der Bevölkerung bedrohen und ihre Lebensgrundlagen zerstören.[2] Auf Proteste der Bevölkerung reagieren Polizei und private Sicherheitskräfte der Minenbetreiber mit Gewalt. Dabei sind Todesfälle keine Ausnahme wie im Falle der Mine Las Bambas im Jahr 2015. Damals kamen vier Menschen bei Ausschreitungen ums Leben.[3]
Wie stellen Sie sicher, dass im Umfeld Ihrer Lieferanten die Betreiberfirmen, private Sicherheitsfirmen und die Polizei keine Proteste gewaltsam niederschlagen und Aktivist*innen ermorden?
Auch die Lieferwege aus anderen Ländern sind für die Öffentlichkeit intransparent. Mit Hilfe der Handelsdatenbank Panjiva konnten wir aber herausfinden, dass Aurubis Kupferkonzentrat von dem mexikanischen Bergbaukonzern Grupo México bezieht.[4] Der Konzern hat 2014 einen Dammbruch in der Kupfermine Buena Vista del Cobre im Norden Mexikos verschuldet. Nach dieser Katastrophe ergossen sich über 40.000 Tonnen kupfersulfathaltigen Schlamms in zwei Flüsse. In der Folge hat eine provisorische Einrichtung zur Gesundheitsüberwachung bei über 350 Menschen giftige Rückstände in Blut und Urin sowie Haut- und Gefäßkrankheiten festgestellt. Der Aktivist Mario Salcido sagte im vergangen Jahr: „In meinem Dorf gibt es viele kranke Menschen, viel Krebs wegen des Wassers. (…). Wir fordern, dass man unser Recht auf Leben und Wasser respektiert!“ Antonio Romo, Chemiker der Universität von Sonora bestätigt, dass der Boden und das Grundwasser immer noch mit hohen Metallkonzentrationen belastet sind, und befürchtet gesundheitliche Langzeitfolgen für die Bevölkerung.[5]
Grupo México hat bestimmte Maßnahmen zur kollektiven Entschädigung immer noch nicht umgesetzt. Zum Beispiel wurde ein versprochenes Gesundheitszentrum nie in Betrieb genommen. Von den 36 in Aussicht gestellten Wasseraufbereitungsanlagen funktionieren aktuell gerade einmal drei.[6] Ein großer Teil der Bevölkerung ist also weiterhin dem kontaminierten Wasser weitgehend schutzlos ausgeliefert; erkrankte Menschen werden alleine gelassen. Der Oberste Gerichtshof Mexikos stellte kürzlich fest, dass die für die Entschädigung der Opfer eingerichtete Treuhandschaft des Unternehmens die Arbeit eingestellt hat, ohne das Umweltsanierungsprogramm abzuschließen.[7]
Die Betreiber von Buena Vista del Cobre bauen aktuell einen neuen, noch viel größeren Damm. Die Bevölkerung lebt in Angst vor einer neuen Katastrophe. Grupo México hat sie nicht konsultiert und schränkt ihre Partizipation selbst nach einem Urteil des Obersten Gerichtshofs zugunsten der Bevölkerung immer noch erheblich ein.[8]
Aurubis gibt zwar an, nur eine geringe Menge aus Mexiko zu beziehen, doch scheint das Unternehmen zu akzeptieren, dass diese Importe auf Kosten der Gesundheit vieler Menschen und ihrer Rechte auf sauberes Trinkwasser und Partizipation gehen. In einer Stellungnahme schreibt Aurubis zwar allgemein von Screening-Verfahren und Kontrollen bei den Lieferanten.[9] Es geht aber nicht hervor, ob Aurubis konkrete Konsequenzen aus den Menschenrechtsverletzungen gezogen hat. So sind die Screening-Verfahren nicht nur intransparent, sondern bringen auch keine Vorteile für die betroffenen Menschen. Aurubis verfehlt damit die Anforderungen des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte der Bundesregierung.[10]
Werden Sie sich gegenüber Grupo México dafür einsetzen, dass die Schäden des Dammbruchs behoben und die erkrankten Menschen angemessen behandelt werden?
Werden Sie Druck auf Grupo México ausüben, damit der Konzern wirksame Sicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung von neuen Dammbrüchen ergreift?
Wird Aurubis die Sorgfaltspolitik im Einklang mit dem Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte dahingehend anpassen, dass bei Menschenrechtsverletzungen nach außen hin nachvollziehbare Abhilfemaßnahmen ergriffen werden? Wenn ja: wann? Wenn nein: warum nicht?
[1] Vgl. Aurubis: Bezug der Einsatzstoffe
[2] Osores Plenge Fernando (2016): Diagnóstico ambiental humana en la provincia de Espinar-Cuso, S. 66 ff.
[3] RPP: Las Bambas: identifican a los cuatro fallecidos tras entrentamientos, 29.09.2015
[4] Die Recherchen zur Lieferkette sowie zu den Folgen des Dammbruchs in der Mine Buena Vista del Cobre sind in folgender Studie enthalten: CIR (2019): Der deutsche Rohstoffhunger und seine menschenrechtlichen Folgen im globalen Süden, S. 12 – 23
[5] Barragán, Almudena: El peligro latente de vivir a la orilla del Río Sonora, 05.09.2019
[6] Diese Information beruht auf aktuellen Informationen der Organisation PODER, die die betroffenen Gemeinden begleitet und in engem Austausch mit ihnen steht.
[8] PODER (2019): Revés para Grupo México
[9] Vgl. Stellungnahme von Aurubis zur Studie „Der deutsche Rohstoffhunger“
[10] Der Nationale Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte fordert: „Unternehmen, deren Geschäftstätigkeit ein besonders hohes Risiko negativer Auswirkungen birgt, sollten regelmäßig gegenüber der Öffentlichkeit darüber berichten.“ (S. 9) Aurubis wird dieser Anforderung nicht gerecht. Vgl. Auswärtiges Amt: Nationaler Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte
Ich bin für Ihre Fragen da:
Christian Wimberger
Referent für Unternehmensverantwortung, Bergbau, öffentliche Beschaffung, Guatemala
wimberger @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-21
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