Rund 165.000 Mittagessen kommen in Berliner Grundschulen künftig pro Tag auf den Tisch. Hierbei kommen regelmäßig auch Lebensmittel zum Einsatz, die in Deutschland häufig zu Billigpreisen vermarktet werden und bei deren Anbau, Ernte und Verarbeitung es immer wieder zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen kommt: ausbeuterische Kinderarbeit, Umweltzerstörung oder die Vergiftung von Plantagenarbeiter*innen mit Pestiziden sind an der Tagesordnung.
Im Rahmen der Berliner Mittagsverpflegung in der Schule werden monatlich rund 30.000 kg Reis und fast eine halbe Millionen Bananen eingesetzt. Die Stadt Berlin und die Berliner Bezirke setzen sich dafür ein, dass diese Produkte künftig ausschließlich aus dem fairen Handel bezogen werden, sofern sie aus dem Globalen Süden stammen.
Cateringunternehmen sollen verpflichtet werden, diese Produkte nur noch einzusetzen, wenn diese nachweislich unter menschenwürdigen Bedingungen produziert wurden. Intransparente Eigenerklärungen sollen als Nachweis ab dem 01.08.2020 ausgeschlossen werden.
Um diese Neuerungen und den Aufbau nachhaltiger Lieferketten mit Cateringfirmen, Großhandel und Importeuren zu diskutieren, luden die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg und der Christliche Initiative Romero am 20. August 2019 zum Bieterdialog zur sozial-verantwortlichen Beschaffung des Berliner Schulmittagessens ein. Rund 60 Personen aus dem Cateringbereich und Großhändlerbetrieben, sowie Akteur*innen des Fairen Handels und Importeur*innen prüften die künftigen Anforderungen auf Machbarkeit und kamen dabei durchwegs zu positiven Ergebnissen. So konnte einerseits die Marktabdeckung mit einer derart hohen Menge an fair gehandelten Lebensmitteln, als auch die Verfügbarkeit von relevanten Gütezeichen für die Nachweiserbringung bestätigt werden.
Auch die anwesenden Mitglieder des Abgeordnetenhauses Georg Kössler (Bündnis 90 / Die Grünen) und Dr. Ina Czyborra (SPD) betonten die Wichtigkeit einer sozial-verantwortlichen Beschaffung des Berliner Schulessens: „Es ist uns ein Anliegen, dass sich die Menschen, die am Beginn der Wertschöpfungskette stehen, auf die Einhaltung ihrer grundlegendsten Rechte verlassen können – genauso wie die Kinder an unseren Schulen. Außerdem hat Berlin als Fairtrade-Town und Bundeshauptstadt in Sachen Nachhaltigkeit eine besondere Vorbildfunktion und sollte hier mit gutem Beispiel vorangehen!“ Auch Ines Rackow von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie und Dr. Jürgen Varnhorn von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe stellten klar, dass die Berliner Verwaltung ihrer staatlichen Schutzpflicht nachkommen muss und sich als öffentlicher Auftraggeber für die Sicherung der globalen Nachhaltigkeitsziele einsetzt. Wie wichtig hierfür die konstruktive und ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bezirken und Senat sei, betonte Oliver Schruoffeneger, Stadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf (Bündnis 90 / Die Grünen).
Im Nachgang stellte auch Clara Herrmann, zuständige Stadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg, heraus dass nur durch die Kooperation von Akteur*innen aus allen relevanten Bereichen das große ökonomische Steuerungspotenzial der Berliner Verwaltung für eine sozial-verantwortliche Beschaffung ausgeschöpft werden kann. Insbesondere als Fairtrade-Bezirk ist es Friedrichshain-Kreuzberg wichtig, seine Erfahrungen in der fairen Beschaffung zu teilen und auf diese Weise bezirksübergreifend Impulse zu setzen.
Hierfür war der Bieterdialog ein erfolgreicher Startschuss!
Ich bin für Ihre Fragen da:
Merle Kamppeter
Referentin für nachhaltige Agrarlieferketten, öffentliche Beschaffung
kamppeter @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-61
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