Das Amazonas-Gebiet stand im Sommer 2019 zu einem großen Teil in Flammen. Über 79.000 Brände zählte das Weltraumforschungsinstitut INPE bis Ende August, so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2013. Die Waldbrände waren teilweise auf trockene Witterungsverhältnisse zurückzuführen. In vielen Fällen legten aber auch Großgrundbesitzer*innen und kriminelle Gruppen gezielt die Brände, um illegal riesige Gebiete für Weideflächen und Monokulturen zu erschließen.
Doch auch Bergbauunternehmen und Kleinschürfer*innen vernichten die Urwälder Brasiliens für den Abbau von Mineralien wie Bauxit, Eisenerz, Gold oder Kupfererz. Laut eines 2017 in der Zeitschrift Nature Communications erschienen Artikels war Bergbau für ca. 9 Prozent der Abholung von 2005 bis 2015 im Amazonas-Gebiet verantwortlich. Der extraktive Sektor zerstört damit die Lebensgrundlagen indigener Gruppen, gefährdet die Biodiversität und befeuert die Klimakrise. Die Abholzung von Regenwald ist ein großes Problem. Häufige Unfälle fordern zudem Menschenleben, wie im Januar 2019, als ein Dammbruch in einer Eisenerzmine 233 Menschen tötete.
Unter der Präsidentschaft von Jair Bolsonaro (2019-2022) hat sich das Problem mit den Jahren weiter verschärft: Abholzungen und Brandrodungen nahmen stark zu. Bolsonaro sah die Region vor allem als ungenutztes wirtschaftliches Potenzial und ließ Farmer*innen und Goldschürfer*innen bei der Landnahme weitgehend freie Hand. Das führte zu mehr Rodung des Regenwalds. Und das obwohl der Amazonas-Regenwald als CO2-Speicher gilt und eine wichtige Rolle im internationalen Kampf gegen die Klimakrise spielt. Ende 2023 wurden erstmals auch Brände im Zentrum des Amazonas registriert – in den Jahrzehnten zuvor fanden Brandrodungen vor allem an den Rändern im Osten und Süden des Regenwaldes statt.
Zwar verkündete das Umweltministerium unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva 2023 einen Rückgang der Regenwald-Abholzung. Aber die „Null-Abholzungsstrategie“ für den Amazonas, die Präsident Lula versprochen hat, dürfte wohl bis 2030 kaum erreichbar sein. Die Gefährdung des Regenwalds besteht weiter. Denn die Umweltpolizei, die Bolsonaro personell und finanziell geschwächt hat, muss erst wieder für Razzien ausgestattet werden. Und auch die Etablierung weiterer Schutzmaßnahmen kostet viel Geld, das Brasilien nicht hat.
Auch deutsche Unternehmen stehen über ihre Geschäftsbeziehungen mit der Abholzung in Verbindung. Deutschland importiert jährlich Millionen Tonnen Eisenerz aus Brasilien. Maschinenhersteller wie Siemens und Thyssenkrupp liefern Equipment für den Abbau von Erzen. In offenen Briefen forderten 22 Organisationen, darunter die CIR, 2019 die beiden Unternehmen auf, keine Geschäfte mit Bergbauunternehmen zu machen, die die Rechte indigener Gemeinden verletzen und ihre Territorien rauben.
„Die illegale Brandrodung ist größtenteils menschengemacht. Großgrundbesitzer, Bergbau-Konzerne und Rinderzüchter reißen die Territorien indigener Gruppen gewaltsam an sich. Gleichzeitig wird massiv Regenwald gerodet„, heißt es darin. „Wir fordern Sie als international tätiges Unternehmen auf: Erklären Sie öffentlich, dass Ihr Unternehmen keine Zulieferungen von Maschinen oder Dienstleistungen für den in Brasilien drohenden Bergbau in indigenen Territorien zur Verfügung stellen wird! Stellen Sie sicher, keine Produkte zu importieren, die aus Landraub in indigenen Territorien stammen! Bekennen Sie sich zu Menschenrechten und insbesondere zu den Rechten der Indigenen in Amazonien!“
Die indigenen Gemeinden in Brasilien gehören zu den besten Verwaltern und Bewahrern großer Wälder und biologischer Vielfalt. Wenn ihre Rechte mit Füßen getreten werden, geht es allzu oft darum, durch klimaschädliche Abholzung mehr Profit zu machen. Der Schutz indigener Landrechtsverteidiger ist daher nicht nur eine menschenrechtliche Notwendigkeit, sondern auch dringend erforderlich, um die Klimakrise zu mildern.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Christian Wimberger
Referent für öffentliche Beschaffung, Rohstoffe
wimberger @ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-21
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