Beim Einkauf im Supermarkt fällt eine Vielzahl an Produkten auf, die den Hinweis „ohne Palmöl“ tragen. Das zeigt, dass ein verstärktes Umdenken und Problembewusstsein bei Verbraucher*innen eingesetzt hat und die Industrie dies in ihren Marketing-Strategien berücksichtigt. Dennoch bleibt die globale Nachfrage nach dem begehrten Öl ungebrochen: Palmöl ist mengenmäßig mit derzeit knapp 80 Millionen Tonnen pro Jahr weiter das beliebteste Pflanzenöl auf dem Weltmarkt. Neben den Lieferungen der Top-Exportierenden Indonesien und Malaysia landet immer häufiger auch Palmöl aus lateinamerikanischen Ländern in Europa.
Palmöl begegnet uns vor allem in weiterverarbeiteten Produkten wie Convenience-Artikeln im Lebensmittelbereich, Kosmetika, Seifen und Waschmitteln. Dies fällt jedoch nicht sofort auf. Während für den Lebensmittelbereich seit 2016 eine EU-weite Kennzeichnungspflicht gilt, lässt sich der negativ behaftete Rohstoff in der restlichen Produktpalette leichter verstecken. Denn hier werden meist Derivate oder Emulgatoren eingesetzt, die unter anderem Namen gelistet sind. Insgesamt ergibt sich so eine stetig wachsende Liste von derzeit über 200 Bezeichnungen, die auf den Einsatz von Palmöl hinweisen.
Im Energiesektor und in Futtermitteln kommt Palmöl ebenfalls zum Einsatz. Gerade in diesen Sektoren wird allerdings noch seltener auf Umwelt- und Sozialstandards in der Produktion geachtet.
Viele Konsument*innen versuchen, sich an Siegeln zu orientieren. Doch eine Zertifizierung ist kein Garant für nachhaltige Palmölprodukte. Im Lebensmittelsektor zertifiziert vor allem der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Der steht seit seiner Gründung in der Kritik, u.a. wegen begrenzter Lieferkettentransparenz, der erlaubten Verwendung von Pestiziden, defizitärer Audit-Systeme, ungleicher Machtverteilungen und des schwer zugänglichen Beschwerdemechanismus‘.
Durch „nachhaltig“ zertifizierte Palmölprodukte entsteht leicht der Eindruck, der industrielle, monokulturelle Anbau von Ölpalmen sei mit anspruchsvollen ökologischen und menschenrechtlichen Prinzipien vereinbar, und eine langfristig verträgliche Bodennutzung sei möglich. Dies ist jedoch nicht der Fall und systemische Probleme bleiben mit Initiativen wie dem RSPO ungelöst.
Soweit möglich empfiehlt es sich, auf Palmölprodukte zu verzichten und den Konsum zu reduzieren. Produkte mit Palmöl sollten in unserem Alltag nicht mehr die Regel sein, sondern eine Ausnahme. In Einzelfällen können Produkte von Marken, die auf ambitioniertere und glaubwürdigere Standards als den RSPO setzen, z.B. GEPA oder Rapunzel, eine Alternative sein. Doch diese Produkte verfügen nur über einen sehr geringen Marktanteil im Lebensmittelbereich.
Darüber hinaus gibt es Möglichkeiten, sich auf politischer und gesellschaftlicher Ebene zu engagieren und z.B. Initiativen und Gesetzesentwürfe zu unterstützen, die sich für einen Ausstieg aus der Verwendung von Palmöl in Industrie und Tierfutter einsetzen. Dazu zählt auch die Unterstützung von Petitionen, die Teilnahme an Demonstrationen oder die Kontaktaufnahme mit politischen Vertreter*innen.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Dominik Groß
Referent für Menschenrechte und Klimaschutz in Agrarlieferketten
gross @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-43
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