11. Juni 2019
Der Modediscounter Primark feierte am 13. Juni 50-jähriges Jubiläum. Wir haben nicht mitgefeiert.
Gründe dafür sind die verheerende Ökobilanz dieser Art von „Wegwerf-Mode“ sowie die jüngsten Ergebnisse unserer Recherche in Primark-Zulieferfabriken in Sri Lanka, die das Gegenteil von Feierlaune hervorrufen:
Bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiteten die befragten Textilarbeiter*innen regelmäßig in den sri-lankischen Fabriken. Maximal 45 reguläre und 12 Überstunden sind für Frauen in Ausnahmefällen erlaubt. Manche erhalten nicht einmal den Mindestlohn von umgerechnet 79 Euro. Für ein würdiges Leben reicht das nicht im Geringsten – laut der Asia Floor Wage Alliance müsste ein existenzsichernder Lohn in Sri Lanka mindestens 296 Euro betragen. „Ich würde diese Arbeit keinem empfehlen“, ist das Fazit einer befragten Arbeiterin, „wir verdienen so wenig, wir können nicht einmal genug zu Essen kaufen.“ Viele klagten über Rückenschmerzen vom ganztägigen Arbeiten im Stehen – nur zum Mittagessen dürften sie sich setzen.
Die Verantwortung dafür liegt bei den Fast-Fashion-Marken. Wie eine Untersuchung der Einkaufspraktiken von Fast-Fashion-Marken (Teil 2 des Dossiers) zeigt, schauen Primark & Co. bei der Auswahl der Fabriken nur auf Preis, Zeit und vielleicht noch Qualität. Die ethischen Ziele, die sie sich groß auf die Fahnen schreiben, spielen beim Einkauf keine Rolle – ganz im Gegenteil. Dadurch entsteht eine kurzfristige und unstetige Auftragslage in den Fabriken und hoher Zeit- und Preisdruck. Dieser wird an die Arbeiter*innen weitergegeben, die dann Überstunden machen und zu einem Hungerlohn arbeiten müssen.
Die schnelllebigen Trends, die dazu führen, dass Shoppen für viele zum wöchentlichen Hobby geworden ist, sind zudem für 35% des Mikroplastiks in den Ozeanen, den Ausstoß von etwa 1.500 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten und 92 Millionen Tonnen Müll jährlich verantwortlich. Knapp die Hälfte aller Arbeiter*innen in der Textilproduktion leiden an arbeitsbedingten Krankheiten.
Die Zahlen zeigen, dass sich die Modeindustrie grundlegend ändern muss, um diese humanitären und Umweltschäden in Zukunft zu vermeiden. In der Pflicht sind nicht nur die Verbraucher*innen: Die Konzerne müssen die Ziele ihrer Nachhaltigkeitsabteilungen auch in ihrer Geschäftstätigkeit umsetzen. Und auch die Politik kann mit einem Lieferkettengesetz dazu beitragen, Arbeitsrechtsverletzungen in Zukunft zu verhindern. Von Primark, C&A und allen weiteren Auftraggebern der untersuchten Fabriken in Sri Lanka fordert die CIR konkret, dafür zu sorgen, dass die Verstöße gegen Arbeitsrecht und Versammlungsfreiheit sofort eingestellt und existenzsichernde Löhne gezahlt werden.
Anlass für die Fast Fashion Bilanz ist das 50-jährige Jubiläum des Modediscounters Primark im Juni 2019. Laut der englischen Wikipedia wurde am 13. Juni 1969 die erste Filiale – in Irland damals wie heute unter dem Namen Penneys – eröffnet. Die CIR lies zehn Fabriken in Sri Lanka untersuchen, wovon sechs für Primark und sieben für C&A fertigen, sowie die globalen Auswirkungen der Fast Fashion Industrie insgesamt und ihrer Einkaufspraktiken im Besonderen.
Die Auswirkungen der Modeindustrie lassen sich anschaulich mit den Grafiken der Fast Fashion Studie darstellen. Alle Grafiken stehen hier als ZIP-Datei zur Verfügung. Bitte beachtet die beigefügten
Bilderläuterungen und Urheberrechte.
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Die Folien eignen sich für die Gestaltung von Workshops, Seminaren und Unterricht. Zahlen und Fakten beschreiben das System Fast Fashion, dessen Folgen für Mensch und Umwelt sowie Handlungsmöglichkeiten.
Präsentation als Powerpoint
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Ergänzende Notizen
Ich bin für Ihre Fragen da:
Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
dusch @ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800
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